Die Situation im Atomkraftwerk Fukushima wird immer bedrohlicher. Der Druck in Reaktor 3 steigt, die Regierung warnt vor einer weiteren Explosion. Ausgerechnet in diesem Meiler wird seit einigen Monaten neben Uran auch Plutonium verwendet - was die Risiken zusätzlich erhöht.
Tokio - Es war eine Premiere für die Tokyo Electric Power Company: Im Herbst vergangenen Jahres fütterte das Unternehmen erstmals einen ihrer Atomreaktoren nicht nur mit Uran, sondern auch mit Plutonium. Am 26. Oktober 2010 teilte das Unternehmen offiziell mit, dass im Reaktor 3 des Kraftwerks Fukushima I sogenannte Mischoxid-Brennelemente zum Einsatz kommen. Es ist ausgerechnet jener Reaktor, dem nach Angaben der japanischen Regierung jetzt eine Kernschmelze und eine Wasserstoff-Explosion droht ( die aktuelle Lage im Liveticker) - so wie es sie schon an Reaktor 1 gegeben hat.
Experten äußerten sich im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE beunruhigt über diese Entwicklung, und das aus mehreren Gründen. Zum einen ist Plutonium für den menschlichen Organismus wesentlich gefährlicher als Uran. Zum anderen erhöht der Stoff im Fall einer Kernschmelze das Gefahrenpotential zusätzlich. Brennelemente aus Mischoxid, kurz Mox, bestehen aus mehreren Uran- und Plutoniumoxiden. Uran-Atomreaktoren produzieren als Nebenprodukt zwangsläufig Plutonium, das in Wiederaufbereitungsanlagen abgetrennt wird. In Mox-Brennelementen kann das Plutonium wieder in Atommeilern zur Stromproduktion verwendet werden und führt zu einer höheren Energieausbeute.
Die Radiotoxizität von Plutonium ist allerdings enorm: Schon die Einnahme einer Menge im zweistelligen Milligramm-Bereich gilt als tödlich, während die letale Dosis bei Uran zwischen einem Gramm und fünf Gramm liegt - je nachdem, wie es in den Körper gelangt. Noch gefährlicher ist allerdings die radioaktive Strahlung von Plutonium. Wird der Stoff eingeatmet, genügt vermutlich schon eine Menge von wenigen Mikrogramm, um Krebs auszulösen. Die Alphastrahlung des Plutoniums kann zwar nicht die Haut durchdringen, im Inneren des Körpers aber schwere Strahlenschäden verursachen - insbesondere an den Knochen und in der Leber.
http://www.spiegel.de/wissenschaft/technik/0,1518,750668,00.html
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