Verzweifelt versuchen die Japaner, ihr beschädigtes Kernkraftwerk Fukushima unter Kontrolle zu halten. Das Kühlsystem fiel aus, das Umland wurde bereits evakuiert - jetzt soll radioaktiver Dampf abgelassen werden, um den erhöhten Druck im Reaktor zu senken.
Tokio - Das japanische Atomkraftwerk Fukushima Daiichi hat schwere technische Probleme. Die Atomaufsichtsbehörde Nisa (Nuclear and Industrial Safety Agency) bestätigte, dass der Kühlwasserspiegel des Reaktors sinkt. Nach Angaben eines Mitarbeiters ist die Wasserzufuhr zum Reaktor unterbrochen. Dem Betreiberunternehmen Tepco (Tokyo Electric Power Company) sei es bisher nicht gelungen, die Stromversorgung für das Kühlwassersystem wieder herzustellen. Im schlimmsten Fall könnte eine Kernschmelze drohen. Japans Regierungschef Naoto Kan hat den nuklearen Notfall ausgerufen - zum ersten Mal in der Geschichte des Landes.
Die Betreiberfirma Tepco erklärte nach Angaben der Nachrichtenagentur Jiji News, im Reaktor Nummer Eins sei der Druck nach einem Zwischenfall angestiegen. Er habe das anderthalbfache dessen erreicht, für das das Turbinengebäude ausgelegt ist. Es bestehe auch das Risiko eines Strahlungslecks. Man arbeite daran, den Druck im Reaktor wieder zu senken - dazu soll Dampf aus dem Reaktor abgelassen werden. Das werde die Umwelt und die Gesundheit der Menschen im Umland aber nicht belasten, teilten die Behörden am Abend deutscher Zeit mit. Die Radioaktivität in einem Turbinengebäude des Reaktors Nummer 1 sei zudem angestiegen, meldete die Nachrichtenagentur Kyodo unter Berufung auf die Betreibergesellschaft.
Angesichts der Probleme hat Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) betont, dass dort "äußerstenfalls eine Kernschmelze" droht. Dies könne bis zu drei Blöcke des AKW betreffen. "Das ist eine ernste Situation", sagte Röttgen am Freitagabend in Bonn. Die japanische Regierung würde aber derzeit alles dafür tun, die Notstromversorgung für das Kühlsystem wieder in Betrieb zu bekommen.
http://www.spiegel.de/wissenschaft/technik/0,1518,750346,00.html
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